Kommerzielles Kalkül, Midlifecrisis oder ehrliche Rückbesinnung zu den eigenen Wurzeln? Das fragte sich die Internet-Community Anfang des Jahres 2009 nach Bekanntgabe der Beherit-Reunion, und auch im realen Leben war die Skepsis berechtigt, denn wo sollte die finnische Black Metal-Legende nach 13 Jahren Funkstille und dem künstlerischen Bruch 1993/1994 zwischen ihrem urigen Black Metal-Sound ihrer Anfangstage und der anschließenden, unterbewerteten Ambient-Phase ansetzen? Schnell war klar, dass Beherit wieder schwarze Stahlkost servieren würden, mit Schlagzeuger Sodomatic Slaughter reaktivierte Nuclear Holocausto Vengeance einen alten Bekannten, während mit Ancient Corpse Desekrator, besser bekannt als Spikefarms Sami Tenetz, und Abyss, Twisted Baptizer (unter anderem Mystification und Chaosweaver) die restlichen Posten an Gitarre und Bass zwei weiteren finnischen Szene-Promis anvertraut wurden.
Der Einstieg “Axiom Heroine“ irritiert nach einem kultigen Spoken Word-Intro mit starkem finnischen Akzent mit ruhigen, fast epischen Klängen Marke Bathory, nur um mit immer wiederkehrenden Tempiwechsel in typische Beherit-Raserei zu verfallen. „Destroyer of Thousand Worlds“ geriert sich als Mischung aus (erneut) Bathory zu ihrer Black Metal-Frühzeit und urtypischem Beherit-Chaossound, und auch „All in Satan“ könnte mühelos von der „Drowing Down the Moon“-Phase der skandinavischen Großmeister stammen. Der Sound ist dabei zwar kernig, aber überraschend sauber. „Pagan Moon“ spielt mit Doom-Elementen und Kirchenorgeln. „Pimeyden Henki“ , der erste finnische Titel in der Geschichte der Nordlichter, und „Suck My Blood“ integrieren Elektro-Elemente und abgesperrte Sound-Effekte und knüpfen damit an die entrückten Experimente der "Messe des Mortes"-7" an, nur im fetten Soundgewand. Kernstück von „Engram“ ist indes der überlange Abschlusstrack „Demon Advance“, in dem das Quartett noch einmal finnischen Frühneunziger Black Death mit Doom-Elementen und abgewrackten Gesangsexperimenten kreuzt und über allem Klangcollagen dominieren, die eindeutig die Handschrift der Mittneunziger Elektro-Phase des Projekts tragen.
Was bleibt? Zum einen die Erkenntnis, dass Kalkül anders klingt, liefern Beherit doch eben nicht ein zweites „The Oath of Black Blood“ ab, zum anderen, dass die Finnen genau deshalb die Metalszene und auch die eigene Anhängerschaft wieder spalten werden. Aber ist es nicht das, was dieses einmalige Projekt schon immer ausgemacht hat? Nur eines ist auch 2009 wieder klar: „The Devil have Sons, they called Beherit!“
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