Archgoat: Betonung auf "Black", nicht auf "Metal"

Wir schreiben das Jahr 2009: Drei Jahre nach dem Debüt „Whore of Babylon“ steht das lebende finnische Black Metal-Fossil Archgoat mit einer neuen Langrille namens „The Light-Devouring Darkness“ in den Startlöchern. Großartige Kursänderungen sind nicht zu vermelden, und schon die Frage nach so viel musikalischer Beständigkeit ruft in Interviewpartner und Gitarrist Ritual Butcherer nur Verwunderung hervor.

„Warum sollte man etwas reparieren, das nie kaputt war? Ich denke, die Frage, ob man weich und soft werden kann oder soll, betrifft eher diese typischen Comebacks alter Gruppen, welche den Ruhm ihres Namens missbrauchen, um ihre degenerierte Form von Nicht-Black Metal an den Mann zu bringen. „The Light-Devouring Darkness“ bedeutet musikalisch die Rückkehr zu den Wurzeln unserer Demo-Ära. Alles Überflüssige wurde rausgeschmissen, um das minimalistischste und zerstörerischste Ergebnis überhaupt zu kreieren. Ich würde das Album in jeder Beziehung ein Live-Album nennen, da wir unsere Hymnen einfach live im Proberaum aufs Band hämmerten und diesen rauen und kompromisslosen Sound ohne Studio-Feinjustierung beließen.“ 

Der Plattentitel ist dieses Mal für Archgoat-Verhältnisse fast lyrisch ausgefallen. „Der Dämon, welcher den ans Kreuz genagelten Christus verschlingt, ist eine simple und abgekürzte Metapher für die Message hinter dem Albumtitel“, erläutert der Ritualschlächter das visuelle Konzept: „Das Lied selbst ist eine Widmung an das Zeitalter des Luzifer, welcher auferstehen wird, um gegen das schwache, weiße Licht zu kämpfen und es schlussendlich zu zerstören.“

Da es dem Saitenhexer in erster Linie um die Essenz ghet, stößt er sich nicht an der Interviewaussage des Drummers Sinister Karppinen: Der Szene-Tausendsassa, der unter anderem bei Torture Killer und Demigod in die Saiten greift, ließ im Tartarean Desire-Gespräch wissen, dass er ein lausiger Schlagzeuger sei, seine Fähigkeiten für eine Gruppe wie Archgoat aber ausreichend seien. „Bei Archgoat zu spielen, hat nichts mit musikalischen Fähigkeiten zu tun, sondern mit der Hingabe ans Werk. Archgoat spielen rauen, satanischen Black Metal – die Betonung liegt auf „Black“, nicht auf „Metal“. Als er 2005 zu uns stieß, konnte er kaum Schlagzeug spielen, und bis zu unserer Europatournee waren es nur noch drei Monate. Er probte jeden Tag mit uns, so viel es irgend ging, und als wir in London auf der Bühne standen, war er drin. Das ist eine Geschichte von Hingabe und harter Arbeit“

Hingabe erwartete Archgoat auch vor wenigen Monaten im Rahmen ihres ersten Thailand-Auftritts. „Die Meute in Thailand bestand aus abgefuckten Die-Hards jenseits von allem, was ich bislang in meinem Leben gesehen habe. Die gesamte Zeit in Thailand erinnerte mich an die alten Zeiten der finnischen Black Metal-Szene, als jeder in einer Band spielte, für ein Underground-Zine schrieb oder einen kleinen Vertrieb oder ein Label hatte. Es kamen ungefähr 450 Leute, um uns zu sehen, dabei war der Ticketpreis wahnsinnig hoch. Mir wurde erzählt, das sdas ein durchschnittlicher Wochenverdienst war. Wir wurden von unseren Brüdern von Surrender of Divinity begleitet, und das war eine großartige Erfahrung.“

Auch Griechenland machte das Trio jüngst unsicher: „Der Trip nach Athen war interessant, da wir alle Fans der alten, griechischen Bands sind. Ich glaube, es war etwas Neues für die griechische Szene, mit einem Schwall Blut im Gesicht begrüßt zu werden, wenn die Band anfängt zu spielen.“

Griechenland ist ein gutes Stichwort: Neben Hellas oder Brasilien besaß auch Finnland einen genuin landestypischen Stil mit Gruppen wie Beherit, Impaled Nazarene oder Black Crucifixion, von kultigen Funeral Doom- und Death Metal-Bands ganz zu schweigen. Mittlerweile hört man auch aus Finnland oft nur Kopien des norwegischen Sounds. „Die Qualität und die Originalität der genannten Gruppen ist wirklich beachtlich und es ist nicht angebracht, sie mit dieser neuen Seuche an fenno-norwegischen Hybrid-Bands in einem Atemzug zu nennen! Es hat mich immer gewundert, wie man einen verdammten Darkthrone-Klon gründen kann, wenn man aus einem Land wie Finnland mit seinen großartigen Gruppen kommt? Aber das ist nun mal das Gesicht der heutigen Szene. Der Aufwand, einen eigenen Stil zu kreieren, wurde überrollt vom Trieb, anderen Menschen und ihren ausgetretenen Pfaden zu folgen. Klingt ziemlich nach dem, worum es im Christentum auch geht, oder?“, ätzt es über die Ostsee. 

Eines wird bei der pauschalen Kritik am finnischen Szeneausverkauf gerne vergessen: Während anerkannte Black Metal-Größen aus Norwegen und Schweden mit ihrer Trivia in Yellow Press und Revolvergazetten auftauchen, wehrt zumindest Archgoat derartige Offerten ab. „‘The Opportunity creates Opportunists‘, und wenn man nur dabei ist, um persönlichen Ruhm zu ernten, wirst du ihn durch einen Auftritt in den Mainstreammedien finden. Aber mir geht es nicht um Selbstdarstellung, sondern um die Verbreitung der satanischen Dunkelheit.“ Weshalb Archgoat lieber unter ihresgleichen bleiben und ihnen diesen Gruß übermitteln: „Hail to my brothers and see you on the road!“ 

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